Lieferkette

Orangensaftlieferkette: Nachhaltigkeit endet nicht mit der Ernte

Die Partnerschaft für Nachhaltigen Orangensaft (PANAO) wird in der Startphase durch das Deutsche Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert. Mitglieder sind momentan beckers bester, Christliche Initiative Romero, Fairtrade Deutschland, Kaufland, Rainforest Alliance, REWE Group, SAN, TIE und ver.di. Das Sekretariat ist in der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH organisiert.

Die Partnerschaft dient der Bündelung von Know-how, Expertise und Ressourcen, basiert auf konstruktivem Dialog und hat eine Botschafterwirkung in den Markt. Die PANAO-Mitglieder verpflichten sich, die Partnerschaft auf allen Ebenen zu unterstützen. Kooperation und Verständigung zwischen den Akteursgruppen in Deutschland und Brasilien ist dabei ein zentraler Schlüssel zum Erfolg. Daher baut die PANAO neben Strukturen in Deutschland Strukturen in Brasilien auf. Darüber hinaus findet ein Austausch mit relevanten Akteuren auf EU-Ebene statt.

Orangenpflücken im Akkord

Die Arbeitsbedingungen auf den Orangenplantagen sind oft von niedrigen Sozialstandards geprägt: Während der Ernte arbeiten die Arbeiter*innen im Akkord, um Löhne zu erwirtschaften, die ihnen und ihren Familien ein Überleben zu ermöglichen. Dabei arbeiten sie teilweise ohne Schutzkleidung, insbesondere gegen Pestizide, und unter hoher körperlicher Belastung. Da die verschiedenen Sorten von Saftorangen nicht zur gleichen Zeit reif sind, müssen sie weitgehend von Hand gepflückt werden. Verstöße gegen Arbeitszeiten sind weit verbreitet. Da Gewerkschaften die Arbeit enorm erschwert wird, sind Tarifverträge nahezu nicht existent.

Neben diesen sozialen Missständen bringt der Orangenanbau in Brasilien auch ökologische Probleme mit sich: Der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln sowie der hohe Wasserverbrauch belastet die Umwelt.

Von den Abfüllern über den Einzelhandel in die Kühlschränke

Einen Großteil des exportierten Orangensaftes produzieren einige wenige Konzerne. Diese Hersteller von Orangensaft — der entweder als Direktsaft (NFC) oder Konzentrat (FCOJ) zum Verkauf produziert wird — haben daher einen großen Einfluss auf die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen und die Löhne der Arbeiter*innen. Sie haben auch großen Einfluss auf die Preise von Orangen, die von Kleinbäuerinnen und -bauern angepflanzt werden. Aufgrund dieser Marktsituation sind abnehmende Unternehmen in Europa auf die Zusammenarbeit mit diesen Herstellern angewiesen.

Von den Abfüllern über den Einzelhandel in die Kühlschränke

Nach der Ankunft in Europa wird aus dem Fruchtsaftkonzentrat wieder Saft hergestellt, der abgefüllt wird und so in den Handel gelangt. FCOJ wird auch für die Herstellung anderer Getränke wie Limonaden oder Nektar verwendet.

Abfüller von Orangensaft vermarkten das Getränk zum Teil als Eigenmarken. Darüber hinaus wird er für andere Marken abgefüllt. Nach der Abfüllung gelangt der Orangensaft in den Lebensmitteleinzelhandel und den Getränkefachhandel.

Aufgrund der Beliebtheit von Orangensaft im deutschen und europäischen Markt obliegt gerade den Abfüllern und dem Einzelhandel eine große Verantwortung:

Auch wenn der Preis bei Getränken und Lebensmitteln in Deutschland ein wichtiges Kaufargument ist, können sie soziale, ökonomische und ökologische Standards in der Orangensaftproduktion einfordern und eine nachhaltige Produktauswahl ermöglichen.